Ebbser Koasamarsch – Bergmarathon

„Brauchst du ein Gel, Traubenzucker, meine Regenjacke?“

Kilometer 28,5 – Hinterbärenbad

„Brauchst du ein Gel, Traubenzucker, meine Regenjacke?“, fragt mich Stefan, als ich gerade bei niederprasselndem Regen und nass bis auf die Knochen bei der Labestation „Hinterbärenbad“ ankomme. „Nein“, antworte ich mit knappen Worten und knappen Atem, nehme einen Schluck Tee und freue mich auf den letzten Streckenabschnitt, auf das letzte Drittel des Ebbser Koasamarathons. Ab hier geht es „nur“ mehr flach hinaus aus dem Koasatal und dann flach weiter Richtung Ebbs. Stefan und ich haben abgemacht, dass er mich ab hier laufend und (das letzte Stück dann) radfahrend begleitet.

Ich freue mich auf die wortlose (da ich selbst ja außer Atem) Begleitung, denn auf der Strecke zuvor war man/frau quasi ganz alleine auf weiter Flur.

 

Kilometer 20 – Höhenweg von Vorderkaiserfelden Richtung Hochalm

„Allein auf weiter Flur“, oder „allein auf weitem Trail“ – so würde ich diesen Lauf beschreiben. War das Startfeld bereits an der Startlinie relativ beschaulich, so hat es sich jetzt komplett ausgedünnt. Kein Läufer in Sichtweite (naja, die Sicht ist aber auch nebelbedingt nicht gewaltig), weder vor mir, noch hinter mir. Außer Teilnehmer der Wanderung, denen man hin und wieder begegnet, freundliche Worte austauscht, kurz über den strömenden Regen schimpft, sich noch weiterhin Glück und Spaß wünscht.

 

Kilometer 2 – Buchberg

Es regnet. Vielleicht hört es bald wieder auf? Da meine Brille vom Regen angeschlagen ist, nehme ich sie ab. Ich denke mir, dass ich auch ohne die Hilfe dieser 2 mickrigen Dioptrien für die nächsten 1-2 Kilometer gut auskomme. Schließlich kenne ich ja die Strecke und außerdem hört es in 1-2 Kilometern ja sicher bald auf zu regnen… Denke ich mir… Ich habe mir aber nicht gedacht, dass ich die 40 Kilometer ohne Brille laufen werde.

 

Kilometer 40

„Da vorne ist schon die Dorfkirche“, sagt Stefan. Auch ohne Brille und bei niederprasselnden Regen kann ich sie schon deutlich sehen. Jetzt ist es nicht mehr weit.

 

Kilometer 16 – Vorderkaiserfelden

„Heute ziehe ich meine weißen Berglauf-Glückssocken vom letztjährigen Schlickeralmlauf an“, habe ich um 4 Uhr in der Früh noch voller Vorfreude und Reminiszenz zu Stefan gesagt. Jetzt, angekommen an der Vorderkaiserfeldenhütte (bzw. „Voadakoasafön“ – wie man hierzulade sagt), hinter mir eine anspruchsvolle Trailstrecke durch Wald und Matsch und Gatsch, denke ich anders über meine ursprünglich-weißen-jetzt-braunen-Socken. Zum Wegwerfen. Aber dennoch freue ich mich, dass ich die meiner Meinung nach härteste Passage hinter mir habe und vor mir ein lässiger Trail (mit noch mehr Gatsch und Matsch) auf mich wartet.

Kilometer 24 – Stripsenjochhaus

Der höchste Punkt ist erreicht. Ab jetzt geht es bergab, nur mehr bergab. Auf den nächsten 4,5 Kilometer sind 600 Höhenmeter und unzählige Stufen nach unten zu bewältigen. Effizient, aber nicht besonders knieschonend. Ich beeile mich trotzdem, denn schließlich möchte ich keinen Platz verlieren und nicht überholt werden, da mich die Teilnehmer der Wanderung ständig darauf aufmerksam machen, dass ich erste Dame sei. Und außerdem wartet Stefan unten beim Hinterbärenbad auf mich.

 

Kilometer 42,3 – Ziel

„Glückwunsch“, ruft mir Stefan zu. Glücklich laufe ich bei immer noch anhaltendem Regen und immer noch ohne Brille als 1. Dame ins Ziel ein.

 

Des „Koasas“ neue Kleider sind jetzt im „basecamp-blau“, denn ebenfalls mit dabei waren Marco Pittracher, Erich Gogl und Paul Riedl, die alle für die Tiroler Landesregierung an den Start gingen.