Jetzt sind sie da. Über den Sattel des Karwendelhauses strahlen sie horizontal rüber. Blenden so sehr, nehmen uns die Sicht. Wir laufen gegen das Licht, gegen die Sonne, immer der Labe entgegen.

Was für ein Gefühl, was für ein Anblick. Ein Moment voller Mystik und Schönheit. Dieser Sonnenaufgang. Hätte man doch ein Handy dabei, um diesen einzigartigen Moment zu fotografieren und so einzufangen. Aber bei uns Läufern zählt ja schließlich jedes Gramm an Gewicht. Vor allem bei einer Strecke von 52 km.

Wir laufen den Karwendelmarsch. Start ist wie gewohnt um 6:00 Uhr in Scharnitz. Lauwarm, noch dunkel, herrlich. Während wir uns beim Karwendelhaus noch über die energiespendenden Sonnenstrahlen freuen, so verfluchen wir die glühend heiße (Vor-)Mittagssonne spätestens auf den steilen Weg zur Binsalm bzw. zum Binssattel. Heiß, drückend, schwül. Einzig und allein Kraft spenden tun uns auf diesen Wegen – vor allem vor und nach der Eng – die zahlreichen Passanten, Wanderer, Entgegenläufer, Mountainbiker. Wir werden angefeuert. Lauthals und enthusiastisch. Werden applaudiert. Beim Einlauf in die Eng wird mit Kuhglocken geläutet. Schweiß- und laktatgebadet auf der Binsalm angekommen wird dort durchs Mikrofon verlautet: „Uns jetzt einen riesen Applaus für die 2. Dame, Kordula“.

Schweiß vergessen, Laktat vergessen. Diesen Satz einmal verhört, hat er sich tief eingebrannt. Jetzt heißt es spurten, Gas geben, nochmals alles geben. Noch 13 Komma Irgendwas Kilometer steht da auf diesem Schild. Da kann noch alles passieren. Geändert hat sich an dieser Platzierung nichts mehr.

Mit reichlich Sonne ins Ziel gekommen sind:

Kordula Stöckl: 05:19:25 (2. Dame gesamt, 1. Dame W-H)

Helli Thür: 06:11:25

Paul Riedl: 6:17:17

Marco Pittracher: 6:49:36

Georg Gatt: 6:53:34

Erich Gogl: 4:41:29 (35 km)